W102: Traumasensitive Alexander-Technik (TAT) - ein Manual für PatientInnen mit Komplextraumatisierung
Traumasensitive Alexander-Technik (TAT) ist inspiriert aus 4 Quellen: der Polyvagaltheorie nach Porges, der EMDR-basierten Traumatherapie nach F. Shapiro, der Prozess- und Embodimentfokussierten Psychologie (PEP) nach M. Bohne und der Alexander-Technik nach F.M. Alexander.
Die Notwendigkeit eines Brückenbaus zwischen diesen etablierten Ansätzen ist der Notwendigkeit geschuldet, für Menschen mit einer komplexen Traumafolgestörung und für Menschen mit einer dissoziativen Störung ein Manual anzubieten, das es den Betroffenen möglich macht, eine Diagnose mit der Gefahr einer lebenslangen Stigmatisierung und Chronifizierung überwindbar und therapierbar zu machen. Viele Ansätze betonen einseitig entweder die sprachlich – kognitiven Aspekte in der Traumabehandlung oder die rein embodimentbasierten.
In der Alexander-Technik sind viele Übungen versammelt, die der Reorientierung und der Zentrierung dienen. Diese Technik, die weltweit von vielen Tänzern und Schauspielern aufgenommen wurde, da sie den Körper als Instrument wahrnehmen und nutzbar machen konnten, kann traumatisierten Menschen den für diese Patientengruppe schwer zugänglichen „sicheren Ort" immer wieder aufs neue über eine hochwirksame Körpererfahrung bewusst machen.
Was unter Reorientierung und Zentrierungsübungen in anderen Verfahren läuft, wird in der Alexander-Technik (AT) durch das Erlernen der Primärsteuerung vermittelt. Gemeint ist das harmonisch-dynamische Zusammenspiel der Koordination von Kopf, Hals und Rumpf auf physiologisch erfahrbarer Ebene. Diese Ebene wird anhand vieler verschiedener bewegungspädagogischer Übungen mit folgenden Zielen den Betroffenen vermittelt:
- Stärkung der Ganzkörperpräsenz im Hier und Jetzt
- Mit beiden Füßen auf dem Boden stehen (Fußzentrierung aufbauen)
- Von der Dissoziation zur Integration abgespaltener Körperareale kommen
- Aufbau einer achtsamen Aufmerksamkeitslenkung im primär körperlichen Bereich
- Den eigenen Körper als sicheren Ort im Alltag erfahren können
- Dem eigenen Körper eine kontinuierliche Erzählung von Vertrauen und Zuversicht vermitteln können
- Den eigenen Körper als Freund behandeln lernen
An Fallbeispielen und konkreten Übungen werden den TeilnehmerInnen die Prinzipien der traumasensitiven Alexander-Technik veranschaulicht.